Über die Rainbow Bridge nach Odaiba

Wie viele Orte in Japan kann die Bucht von Tokio auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Im Jahr 1853 landeten dort die berüchtigten schwarzen Schiffe, ein Geschwader amerikanischer Kriegsschiffe unter dem Kommando von Commodore Matthew Perry. Er forderte, im Auftrag des amerikanischen Präsidenten, eine Öffnung der japanischen Häfen für den Handel. Häfen und Handelsplätze gibt es in der Bucht heute noch, die Kriegsschiffe wurden aber durch Frachter und Kreuzfahrtschiffe ersetzt. Außerdem ist die Bucht ein gutes Beispiel, wie die Menschen in Japan dem Meer Land abgerungen haben. Das Ergebnis ist bemerkenswert, denn die neuen Flächen wurden nicht nur für industrielle Zwecke verwendet. Erholung, Unterhaltung und Wohnraum waren ebenfalls Ziele der Stadtplaner. Das macht die Bucht und besonders die Insel Odaiba zu einem lohnenden Ziel für Ausflüge.

Die Rainbow Bridge

Über den nördlichen Teil der Bucht von Tokio verläuft die als Rainbow Bridge bezeichnete Hängebrücke Reinbō Burijji. Sie verbindet, auf einer Stecke von knappt 800 Metern, das Festland mit der Insel Odaiba. Eine Brücke für den Personen- und Güterverkehr erscheint als Ausflugsziel nicht interessant, ihr markantes Erscheinungsbild und ihre Position machen die Rainbow Bridge jedoch zu einem unverwechselbaren Merkmal der Stadt und der Skyline von Tokio. Nachts, wenn die Brücke in vielen Farben beleuchtet wird, ist sie besonders eindrucksvoll.

Am Tag ist es möglich, die Brücke als Fußgänger zu überqueren und bei unserer zweiten Reise nach Tokio wollte ich das unbedingt tun. Beschreibungen, wie man als Fußgänger zur Brücke gelangt, sind leicht zu finden. Wir verließen die U-Bahn an der Tamachi-Station und marschierten zur Shibaura Anchorage, der westlichen Verankerung der Brücke. In diesem Gebäude führen mehrere Aufzüge hinauf zum Fußweg, der Rainbow Promenade.

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Die Rainbow Bridge in der Bucht von Tokio

Der Weg über die Brücke ist nicht lang, allerdings ist die Strecke wenig geeignet für einen romantischen Spaziergang. Die Verkehrsgeräusche sind laut, denn der Abstand zwischen Fußweg und den Fahrzeugen mit ihren Abgasen ist gering. Der einzigartige Blick von der Brücke entschädigt für diese Unannehmlichkeiten. Leider ist es auf der Brücke nur an einer Stelle möglich, die Seite zu wechseln. Vor dem Start sollte man entscheiden, ob man Stadt oder das das offene Meer sehen möchtest. Beide Seiten haben ihren Reiz. Wir haben uns bei unserer Überquerung für die Nordseite mit Blick auf die Skyline entschieden. Leider war der Himmel an diesem Tag bewölkt, aber wenn man nach Odaiba möchte, ist es eine Überlegung wert, den Weg über die Brücke zu Fuß zurückzulegen. Die Rainbow Bridge ist zwar bedeutend, aber trotz der großartigen Aussicht ein Ort, den Touristen selten besuchen. In den frühen Morgenstunden sind uns auf der Brücke nur wenige andere Fußgänger begegnet. Die Shibaura Anchorage erschien uns ebenfalls verlassen und menschenleer.

Die Insel Odaiba

Odaiba ist eine künstlich angelegte Insel in der Bucht von Tokio und dient Einheimischen und Touristen als Unterhaltungs- und Erholungsgebiet. Außerdem beheimatet die Insel einige Kuriositäten, mit denen Odaiba außerhalb von Japan bekannt ist. Eine Nachbildung der Freiheitsstatue, das Riesenrad Daikanransha und ein etwa 20 Meter hoher Gundam Roboter. Bei schönem Wetter ist Odaiba Beach, der einzige Sandstrand innerhalb von Tokio, ein beliebtes Ausflugsziel. Leider ist es dort nicht erlaubt, im Meer zu baden. Angeblich, weil die Wasserqualität in der gesamten Bucht nicht sehr gut ist. Die in der Nähe befindliche Aqua City bietet ebenfalls keine nasse Erfrischung. Es ist kein Schwimmbad, sondern ein Einkaufszentrum mit Restaurants. Davon gibt es auf der Insel mehrere, wobei Venus Fort eine der bemerkenswerteren Anlagen ist. Die Architektur im Inneren ist den Straßen einer mittelalterlichen europäischen Stadt nachempfunden. Inklusive eines künstlichen blauen Himmels.

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Das Fuji TV Gebäude von Kenzo Tange

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Ein lebensgroßer Gundam vor dem Eingang der Diver City

Einige PKW-Hersteller sind mit Ausstellungsräumen ebenfalls auf der Insel angesiedelt. Wir haben bei unserem ersten Ausflug nach Odaiba den Megaweb Toyota City Showcase besucht und wurden zu einer kostenlosen Vorführung in einem kleinen Kino eingeladen. Die Sitze wackelten, als auf der Leinwand Szenen aus dem Rally-Motorsport von Toyota gezeigt wurden. In Erinnerung geblieben ist uns die Currywurst, die im Ausstellungsraum serviert wurde und die tatsächlich auch von den Japanern als Currywurst bezeichnet wurde. Das mussten wir probieren! Leider konnte sich die Wurst nicht mit der uns gewohnten Qualität messen, aber sie genügte, um den Hunger zu stillen. Ein anderes Angebot des City Showcase ist nach unseren Beobachtungen eine Fahrschule. Aus dem Fenster konnten wir sehen, wie mehrere Personen unter Einweisung übten, zwischen zwei großen Schaumstoffblöcken einzuparken.

Zusätzlich zu den erwähnten Attraktionen sind auf der Insel Odaiba einige beeindruckende und ungewöhnliche Gebäude ansässig. Weltweit bekannt ist der von Kenzo Tange entworfene Sitz des Fernsehsenders Fuji TV. Im 25 Stockwerk platzierte der Architekt eine Kugel, die als Aussichtspunkt dient und den Namen Hachitama trägt. Bei gutem Wetter kann man vom Fuji TV Gebäude den Berg Fuji sehen.

Ebenfalls sehenswert ist das Konferenzzentrum des Messegeländes Tokyo Big Sight, dass offiziell Tokyo International Exhibition Center heißt. Hier planten die Konstrukteure ein Gebäude aus vier auf dem Kopf stehenden Pyramiden. Big Sight ist unter anderem der Veranstaltungsort einer der weltweit größten Comicmessen, der zwei Mal im Jahr stattfindenden Comiket.

Es ist möglich, mit dem Schiff nach Odaiba zu gelangen, aber die meisten Besucher kommen über die Rainbow Bridge. Entweder zu Fuß, mit dem Auto oder der ersten voll automatisierter Bahnlinie in Tokio, der Yurikamome.

Toyosu

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Der Toyosu Campus des Shibaura Institute of Technology

Bei unserem ersten Besuch verließen wir Odaiba mit der Yurikamome am Bahnhof Aomi und fuhren Richtung Norden bis zur Endstation Toyosu Station im gleichnamigen Stadtteil. Dort angekommen war unser Ziel der Toyosu Campus des Shibaura Institute of Technology. Das beeindruckende Gebäude ist keine Touristenattraktion, wir aber kannten es aus der japanischen Fernsehserie »Doctor-X«, wo es die Rolle eines Krankenhauses übernimmt.

Der Stadtteil Toyosu ist ein typisches Beispiel für das moderne Tokio. Es ist ebenfalls eine Insel und wurde, wie Odaiba, künstlich angelegt. Alle Gebäude sind neu und die Skyline besteht zu einem großen Teil aus Hochhäusern mit viel Glass. Auch in Toyosu war es für uns überraschend, wie wenig Verkehr auf den oft mehrspurigen Straßen zu sehen war.

Toyosu ist die aktuelle Heimat des großen Fischmarktes, nachdem der altbekannte Markt aus dem Stadtteil Tsukiji auf die Insel umgezogen ist. Die bis zu 40.000 Besucher täglich konnten in Tsukiji nicht mehr bewältigt werden.

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